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Aus der WP vom Samstag, den 25.3.2000

Kosten kontra Anbau
Zwei Positionen beim Kindergartenstreit
Berghausen. (der) Die Realisierung eines einzügigen Kindergartens in Berghausen beschäftigte am Donnerstagabend die Bürgerversammlung der Altgemeinde. Stadtvertreter sollten Stellung nehmen, eine Lösung wurde nicht gefunden. Bürgermeister Bernhard Halbe erreichte bei der Elterninitiative einen Aufschub bis zur Vorlage der Architektenpläne Mitte April.
„Nehmen Sie Platz auf der Anklagebank", hatte Bernhard Halbe ein Ratsmitglied zu Beginn der Versammlung aufgefordert.    Ganz    so schlimm wurde es dann aber doch nicht für die Stadtvertreter in dem überfüllten Versammlungsraum des Gasthofes Heimkehof. Die Diskussion um die Einrichtung eines einzügigen    Kindergartens und insbesondere  dessen bauliche Realisierung wurde scharf, jedoch nur selten emotional geführt.
Ruhe vor dem Sturm?
Sachlichkeit   dominierte über Polemik. Franz-Josef Voss von der Elterninitiative zeichnete die Position der Betroffenen;   „Wir wollen eine kurzfristige Lösung für unsere Kinder, und wir erwarten heute Abend eine klare Stellungnahme von den Ratsvertretern. Kein Blabla." Eine Unterbringung des Kindergartens in den Räumen der Berghauser Grundschule werde dabei nicht akzeptiert. Ein erstes von der Stadt in Auftrag gegebenes Architektengutachten hatte Ende letzten Jahres diese so genannte Integrationslösung abgelehnt und einen Anbau favorisiert.
Der Anbau an die Grundschule ist dabei eine Variante, die den Stadtvertretern sowie
Bürgermeister Halbe in finanzieller Hinsicht Sorge bereitet. Halbe: „Wir wollen einen Kindergarten einrichten. Es wird jedoch vom Landesjugendamt nur eine Maßnahme bis 150 000 Mark bezuschusst. Die Förderfähigkeit ist aber entscheidend bei der Finanzierung des Kindergartens." Man müsse die Ergebnisse des zweiten Architektengutachtens   abwarten.
Warten und das zweite Gutachten waren Reizworte im Heimkehof. Dabei machten die Eltern unmissver-ständlich klar, dass sie eine schnelle Lösung wollen und eine weitere Verschiebung ablehnen. Die Vorwürfe im Hinblick auf die Notwendigkeit eines zweiten Gutachtens schafften die Stadtvertreter nicht zu entkräften.
Hubert Pröpper erklärte stattdessen, wie wichtig die Nachhaltigkeit einer Finanzierung sei: „Die Investitionskosten sind nur ein Teil. Entscheidend sind die Betriebskosten. Deshalb müssen wir eine förderfähige Lösung finden, denn die Gemeinde kann hohe Folgekosten nicht tragen." Pröpper forderte die Versammlung auf, die nötigen Abstim-
 mungsprozesse abzuwarten, um dann - mit kreativen Vorschlägen - eine förderfähige Lösung umzusetzen.
Pröpper fand wenig Zustimmung in der Versammlung. Mehr Friedrich Carmesin von der SPD-Fraktion: „Ein   Kindergarten   darf nichts Integratives  sein." Und er fügte hinzu, dass die Stadt, wenn nötig, mit eigenen Mitteln einen Kindergarten anbieten müsse.
Am Ende des Abends standen Eltern, die eine Integrationslösung grundsätzlich ablehnen. Und Stadtvertreter, die einen Kindergarten als förderfähige Maßnahme realisieren und das zweite Gutachten abwarten wollen.
Ein Konsens wird trotzdem angestrebt. Bei der nächsten Versammlung Mitte April, für die Bürgermeister Halbe ankündigte, detaillierte Lösungsansätze zu präsentieren. Und Franz-Josef Voss bemerkte; „Wenn die Eltern mit anpacken, können wir auch einen Anbau für 150 000 Mark schaffen."
Kommentar
Ruhe vor dem Sturm?
Bürgermeister Bernhard Halbe befindet sich beim Berghauser Kindergartenstreit in einer vertrackten Situation. Mitte April will er den Eltern das zweite Gutachten vorlegen, nachdem das erste eine Integrationslösung ausgeschlossen hatte.
Falls das neue Gutachten die Integrationsvariante favorisiert, dürfte die Donnerstagsversammlung nur als Ruhe vor dem Sturm gewertet werden, denn diese Lösung werden die Eltern unnachgiebig ablehnen. Und die Notwendigkeit des zweiten Gutachtens wird dann für die Betroffenen mehr als einen schalen Beigeschmack entwickeln. Eine Diskussionsgrundlage ist so folglich nicht mehr existent.
Für einen Konsens müsste die Stadt auf Kreativität und Eigenleistungen der Eltern setzen, um bei der Anbau-Lösung das plausible Finanzierungsproblem in den Griff zu bekommen. Und das Ergebnis des zweiten Gutachtens ignorieren. Wofür also dieses Gutachten? Wenn es jedoch dem Ergebnis des ersten gleichen wird - gleiche Frage: Wozu das Gutachten? Als Prüfung der Prüfung? Letztlich war es dann nur ein Zeitverlust. Und der ist schmerzlich, denn die Zeit wird knapp, gleich ob Einbau oder Anbau.
Stefan Derschum

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